Die Gemeinde Bingen hat den Haushalt 2025 verabschiedet. Auf den ersten Blick präsentiert sich dieser als solide, doch eine genauere Analyse zeigt, dass das positive Ergebnis stark von einmaligen Erträgen abhängt.
Das geplante positive ordentliche Ergebnis liegt bei 687.254 Euro. Durch den Verkauf eines Grundstücks steigt das Gesamtergebnis auf 858.045 Euro. Diese Überschüsse stärken die Ergebnisrücklage der Gemeinde. Allerdings ist ein entscheidender Teil des Haushalts durch eine Einmalzahlung von 1,2 Millionen Euro aus dem Windpark Bingen geprägt. Ohne diesen Betrag wäre der Haushalt defizitär – eine Entwicklung, die sich in den kommenden Jahren verschärfen könnte, da wichtige finanzielle Zuweisungen des Landes nicht mit den steigenden Kosten und den zusätzlichen Aufgaben Schritt halten.
Sinkende Einnahmen und steigende Kosten
Ein weiteres Problem sind die rückläufigen Gewerbesteuereinnahmen, die laut Plan um 100.000 Euro niedriger ausfallen als im Vorjahr. Gleichzeitig steigen die Personalaufwendungen durch Tarifabschlüsse weiter an. Trotz dieser finanziellen Herausforderungen investiert die Gemeinde weiterhin in ihre Bildungseinrichtungen: Ein Viertel des Haushalts fließt in die Kinderbetreuung, wobei nur etwa 12 % der Kosten durch Elternbeiträge gedeckt werden können.
Investitionen in Infrastruktur und Versorgung
Im Jahr 2025 stehen Sanierungsmaßnahmen in der fast 40 Jahre alten Sandbühlhalle an. Zudem ist der Breitbandausbau eine Herausforderung, die die Gemeinde mit 500.000 Euro in den Jahren 2024 bis 2026 finanziell belastet. Auch die Sicherstellung der ärztlichen Versorgung wird ein zentraler Punkt: Hierfür werden 2025 und 2026 insgesamt knapp zwei Millionen Euro bereitgestellt.
Ein weiteres wichtiges Projekt ist die Ausstattung der Feuerwehr. Für ein neues Einsatzfahrzeug (HLF20) werden rund 646.000 Euro eingeplant. Trotz Fördermittel des Landes bleibt der Großteil der Kosten bei der Gemeinde.
Blick in die Zukunft: Finanzielle Spielräume werden enger
Obwohl 2025 noch ohne Kreditaufnahme auskommt, wird sich dies in den Folgejahren ändern. Ab 2027 sind Kredite in Höhe von jährlich 600.000 Euro notwendig, um die erforderlichen Infrastrukturmaßnahmen zu finanzieren. Bis 2028 könnten die liquiden Mittel der Gemeinde nahezu auf das Mindestniveau schrumpfen. Dies wird in den kommenden Jahren eine Reduzierung der Investitionen auf die wesentlichsten Pflichtaufgaben erfordern. Dennoch bleibt der laufende Betrieb der Gemeinde gesichert.
Schlussfolgerung: Strategisches Handeln gefragt
Bingen kann seinen Aufgaben finanziell gerecht werden, doch die Spielräume schwinden. Die Ertragskraft der Gemeinde reicht nicht mehr aus, um zusätzliche Angebote zu schaffen. Zukünftig wird es notwendig sein, über neue Einnahmequellen nachzudenken oder Prioritäten neu zu setzen. Nur so kann der hohe Standard der kommunalen Leistungen erhalten bleiben.
Ein besonderer Dank gilt dem Gemeindekämmerer Herrn Kromer für die solide Ausarbeitung des Haushalts 2025.
Eine detaillierte Zusammenfassung finden Sie hier.